BOB DYLAN in Mergentheim

Nur aus der Handycam  - ich wollte ja Musik mitbekommen
Da war er nun, der MEISTER höchstderoselbst, im beschaulichen Schloßpark in Mergentheim. Und hat die Tauben verschreckt.

Er kam nicht akustisch, sondern mit einem lauten, treibenden, mitreißenden Blues, im Stil fast (aber doch nochmal etwas härter) wie bei den Blues Brothers. Dazwischen immer mal wieder akustische Einlagen mit Kontrabaß (der Mann war wirklich gut!), Fiddle und Geflügel (the master himself) und natürlich hat der MEISTER auch die Bluesharp des Öfteren zur Hand genommen. Zwischendurch gabs auch die gewohnten und durchaus erhofften Country-Anklänge.

Gesanglich .. hm, Singen konnte er ja noch nie. Aber er hat es doch tatsächlich geschafft, seine eigenen, ohnehin rudimentären Melodien weiter bis zur Unkenntlichkeit zu dekonstruieren - viele Lieder erkannte man anhand der ersten zwei Akkorde und wenn nicht, dann höchstens noch an einzelnen kurzen verständlichen Textfragmenten ("Desolation Row", irgendwas mit "Highway" ), die der Künstler glücklicherweise als Gedächtnisstütze immer wieder einstreute. 
Es geht ja das Gerücht, daß er den Literaturnobelpreis nur deshalb nicht bekommen hätte, weil er Literatur singt und nicht liest. Nun, das Argumet zählt nicht mehr: Er bereitet sich wohl wirklich auf den Literaturnobelpreis vor - er trägt jetzt (mutmaßlich, man hats ja nicht so wirklich versehen können. Kommt Bob Dylan zum Psychiater: "Herr Doktor, keiner versteht mich")  seine alten Gedichte vor, allerdings im Stile Hugo Balls und mit Musikuntermalung. 

Einzige Zugabe war dann tatsächlich noch der Klassiker "Blowing in the wind" - aber sowas von elegant verhackstückt! Diejenigen älteren Herrschaften, die die romantischen Verzückungen ihrer Jugend (wir haben doch tatsächlich den Altersschnitt gedrückt) mit Wunderkerzenlicht bei Blowing in the wind innerlich nacherleben wollten, wurden jäh aus ihren Träumen gerissen. Und so blieben denn auch die allermeisten Wunderkerzen in den Taschen - Pech gehabt.

Ich interpretiere das als eine hintergründige künstlerische Aussage des MEISTERS, ein impliziter Hinweis: The times, they're a'changing.

Der MEISTER hat das Publikum in gewohnter Weise völlig ignoriert und in seinen eigenen Sphären gelebt - nicht EIN Wort ans Publikum, selbst die Vorstellung der Musiker nur an die Musiker selbst gerichtet, und dann irgendwann nach der einzigen Zugabe: Abgang, Licht an, fertig. Für 60€ konnte man sich vom MEISTER selbst fast 2 Stunden ignorieren lassen - das ist doch preiswert, schließlich ist Dylan ja nicht irgendwer!    

Kurz: Das Konzert war also gut. 

Aber ich bin mir ganz sicher: Hätte vor wenigen Jahren "John Doe and the DumbAsses" die Lieder in diesem Stil dargeboten: Der MEISTER hätte sie vor Gericht zerren lassen! 

Noch ein Tipp für den modebewußten Herrn: Bevorzugte Haarfarbe der Saison für Männer scheint schütteres grau zu sein, gerne mit angedeuteter Tonsur.

Kommentare

  1. Ich weiss schon warum ich aufgehört habe zu Sängern und Bands zu gehen, die ich mir in grauer Vorzeit angesehen habe - so behalte ich all das als Legende in meinem Kopf und gut ist ;-)

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